Interview mit Stephan Romeder, Magic Software – „Das Zusammenführen und Analysieren von Daten sind der Key für eine erfolgreiche Industrie 4.0“

Jahrelang gelebte Geschäftsprozesse zu modernisieren ist kein leichtes Unterfangen. Was dabei alles beachtet werden muss und welche Lösungen die Umstrukturierung erleichtern, erklärt Stephan Romeder, Vice President Global Business Development bei Magic Software, im Interview.

publish-industry: Datenzusammenführung und -analyse sind entscheidend für eine erfolgreiche Industrie 4.0. Wie verstehen Sie das?

Stephan Romeder: Eine erfolgreiche Industrie 4.0 erfordert digitale Transformationsprozesse in einem Unternehmen. Der Erfolg der digitalen Transformation ist wiederum eng verknüpft mit der Verfügbarkeit aller Daten, die in einem produzierenden Unternehmen vorliegen. Blicken wir in die einzelnen Abteilungen, finden wir riesige Datenvolumen vor: Produktions- und Maschinendaten in der Fertigung, Unternehmensdaten im Vertrieb, Customer Service, Marketing und in der Geschäftsleitung. Und immer häufiger fließen Zustands- und Verbrauchsdaten von vernetzten Geräten und Maschinen mit ein. Alle diese Informationen liegen in der Praxis häufig in verschiedenen, teils autark laufenden Applikationen, IT-Systemen und Datenbanken. Für eine erfolgreiche Industrie 4.0. ist eine Datensammlung nicht ausreichend. Daten müssen bei Bedarf sofort verfügbar, visualisierbar und analysierbar sein. Nur dann lassen sich neue kundenzentrierte Aktivitäten, Services und Geschäftsmodelle entwickeln – unverzichtbar für den Geschäftserfolg im globalen und digitalen Umfeld.

publish-industry: Wo sehen Sie auf Unternehmensseite mögliche Hemmnisse für eine erfolgreiche digitale Transformation?

Stephan Romeder: Unternehmen setzen häufig auf Altbewährtes. Vielerorts sind jedoch bestehende Altsysteme mit neuen digitalen Standards inkompatibel. Langjährig laufende Systeme werden vom Hersteller nicht mehr unterstützt und erfordern plötzlich zwingend Modernisierungsmaßnahmen.

Auf Produktions- und Unternehmensebene sind – oftmals historisch bedingt – heterogene IT-Systeme im Einsatz. Da finden sich ERP Software, MES- und CRM-Applikationen, Produktionsplanungssysteme, Logistik-Steuerungssysteme, Supply-Chain-Managementsysteme und spezielle Individualsoftware. Diese uneinheitliche und nicht vernetzte IT-Landschaft erschwert den digitalen Transformationsprozess enorm.

Hinzu kommt, dass für Entscheider Investitionen in digitale Transformationsprozesse schwer begründbar in Bezug auf messbaren Nutzen, Amortisierungsdauer und ROI sind. Das Kosteneinsparungspotenzial ist bei Digitalisierungsprojekten vielerorts noch immer schwer zu definieren.

publish-industry: Wie können Integrationslösungen bei der Projektumsetzung helfen?

Stephan Romeder: Mit Integrationslösungen lassen sich Datensilos auflösen und Daten aus unterschiedlichen Systemen über eine Datendrehscheibe miteinander vernetzen und bei Bedarf in Echtzeit abrufen. Umständliche Techniken wie manuelles Synchronisieren oder Kopieren zwischen den Systemen entfallen und Unternehmen werden wesentlich flexibler.

Für produzierende Firmen haben wir bei Magic eine neue Smart Manufacturing Solution entwickelt. Sie berücksichtigt alle Ebenen vom Produktionsprozess bis zur strategischen Geschäftsplanung und verbindet verschiedene Informations- und Betriebstechnologien. Die Daten werden zusammengeführt und sofort verfügbar gemacht. Moderne Analysetools zeigen frühzeitig Maschinenausfälle, Engpässe, Betrachtungen der Supply Chain, Termingenauigkeit und Verzögerungen auf. Das Darstellen der Ergebnisse erfolgt in Echtzeit auf Dashboards und ermöglicht Inhabern und Entscheidern eine datenbasierte Entscheidungsfindung.

publish-industry: Wie lassen sich mit Magic Software Business-Systeme wie Microsoft Dynamics 365, Salesforce und SAP einbinden?

Stephan Romeder: Das ist ohne großen Zeitaufwand machbar. Unsere Integrationslösungen verbinden alle Business-Systeme nahtlos miteinander. Für einige Systeme wie SAP, Salesforce und Sugar CRM gibt es sogenannte Speed Start-Pakete. Unternehmen können damit ihre Integrationen beschleunigen und das System innerhalb von Tagen anstatt Wochen einsatzbereit machen. Für weitere Applikationen und Datenbanken bieten wir über 100 vorkonfigurierte Konnektoren und einen speziellen Connector Builder, mit dem vorhandene Systeme und bestehende Technologien im Unternehmen integriert werden können.

publish-industry: Cloud Computing steht nach der aktuellen Innovation Survey 2019 von Deloitte im Fokus von Unternehmen. Welche Lösung bieten sie hierfür an?

Stephan Romeder: Unternehmen, die zukünftig ausschließlich auf die Cloud setzen, erhalten mit Magic xpc eine 100-prozentig cloud-basierte Plattform. Und damit die Möglichkeit, vorhandene und eventuell neue Applikationen schnell und nahtlos zu vernetzen. Die damit verbundenen Geschäftsprozesse lassen sich so unkompliziert automatisieren und modernisieren.

In anderen Fällen erleben wir, dass Unternehmen teilweise auf Applikationen in der Cloud zugreifen aber auch weiterhin On-Premise-Systeme nutzen möchten. Auch diese Kombination ist mit Magic xpi realisierbar.

publish-industry: Wie sieht es mit Cloud-Plattformen wie Microsoft Azure und Google Cloud aus?

Stephan Romeder: Das Einbinden von Cloud-Plattformen ist unkompliziert möglich. Für Microsoft Azure erhielten wir Ende 2018 den Microsoft Gold Competency Status. Beide Integrationslösungen – Magic xpc und Magic xpi – sind seitdem im Microsoft AppSource App Store verfügbar und im Microsoft Azure Marketplace gelistet. Dieser Gold-Partnerstatus erleichtert in Unternehmen einen nahtlosen Cloud-basierten Datenaustausch. Eine wichtige Basis für mehr Effizienz und Produktivität und entscheidend für eine erfolgreiche digitale Transformation.

publish-industry: Welche Unternehmen setzen ihre digitale Transformation mit der Hilfe von Magic um?

Stephan Romeder: Ein aktuelles Beispiel ist das Pharmaunternehmen Verla-Pharm Arzneimittel. Sie modernisierten ihre Geschäftsprozesse mit unserer Hilfe und stellten so die Weichen für eine erfolgreiche Industrie 4.0. Die Herausforderung bestand darin, fünf verschiedene Business-Systeme miteinander zu verbinden, die bisher teils autark liefen. Dazu gehörten ein ERP-System, eine spezielle Finanzbuchhaltungssoftware, ein Manufacturing Execution System (MES), eine Software zur Laborautomatisierung und ein Lagersteuerrechner (LSR) für Hochregale. Heute profitiert Verla-Pharm von einem Echtzeit-Datenaustausch, verbesserten Prozessen in Logistik und Warenwirtschaft, fehlerfreien und wesentlich genaueren Workflows in der Produktion sowie einem modernen und benutzerfreundlichen Laborbereich.

Ein zweites Beispiel ist das der Aerzener Maschinenfabrik. Das Unternehmen hat mit unserer Hilfe die Salesforce-Cloud-Lösung in interne Unternehmenssysteme integriert und profitiert jetzt unter anderem von einer 360-Grad-Kundenansicht in Echtzeit. Bei Bedarf lassen sich bei Aaerzen nun auch beliebig weitere Cloud- und On-Premise-Systeme vernetzen.

Herzlichen Dank, Herr Romeder, für dieses spannende Gespräch.

Magic Software ist Partner des INDUSTRY.forward Summit 2019.